Schlaganfall erkennen & behandeln

Bei einem Schlaganfall kommt es auf jede Minute an. Umso wichtiger ist es, ihn rasch zu erkennen und zu behandeln

Was geschieht bei einem Schlaganfall?

Von einem Schlaganfall oder Hirnschlag (Apoplex) ist die Rede, wenn in einigen Bereichen des Gehirns keine genügende Durchblutung mehr stattfindet. Die Nervenzellen innerhalb des betroffenen Abschnitts erhalten dann nicht mehr ausreichend Sauerstoff. Die Folge davon sind Funktionsausfälle. Hält die unzureichende Durchblutung länger an, sterben Hirnzellen ab und es drohen Beeinträchtigungen des Gehirns, die auf Dauer anhalten.

Die Störungen richten sich nach dem Hirnareal, in dem die Minderdurchblutung auftritt. Zum Beispiel können sich Sprachstörungen oder Lähmungen zeigen. Tritt der Schlaganfall in lebenswichtigen Hirnabschnitten auf, kann im Extremfall sogar der Tod eintreten. Es gibt aber auch leichte Schlaganfälle, bei denen die Symptome geringer ausfallen und sich meist wieder zurückbilden. Das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, steigt mit dem Lebensalter. Noch größer ist es, wenn
bereits einmal ein Schlaganfall auftrat. Von zehn Personen bekommen vier innerhalb von zehn Jahren einen weiteren Schlaganfall.

Hirnschlag rasch erkennen

Weil ein Schlaganfall lebensbedrohliche Ausmaße annehmen kann, muss er so schnell wie möglich ärztlich behandelt werden. Dabei kommt es auf jede Minute an, denn je mehr Zeit bis zum Beginn der Therapie verstreicht, desto größer ist die Gefahr, dass noch mehr Hirngewebe in Mitleidenschaft gezogen wird und die Folgen sich deutlich verschlimmern. Oftmals zeigen sich die Anzeichen für einen Schlaganfall ganz plötzlich und unvermittelt. Daher sollte umgehend ein Notarzt unter der Telefonnummer 112 verständigt werden.

Schlaganfall mit dem FAST-Test feststellen

Ersthelfern kann das Durchführen des sogenannten FAST-Tests helfen, den Hirnschlag schnell zu
erkennen. FAST steht für die englischen Begriffe:
+ F für Face (Gesicht)
+ A für Arms (Arme)
+ S für Speech (Sprache)
+ T für Time (Zeit)

Der Test läuft folgendermaßen ab:
Für die Kategorie Face bittet der Ersthelfer den Patienten zu lächeln. Dabei achtet er darauf, ob ein Mundwinkel herabhängt. Ist das der Fall, spricht dies für eine halbseitige Lähmung. Im Rahmen der Testkategorie „Arms“ versucht der Patient, seine Arme in die vordere Richtung auszustrecken, wobei er die Handflächen nach oben dreht. Liegt eine Lähmung vor, ist er nicht zum Anheben von beiden Armen imstande. So kommt es zum Absinken oder Drehen des betroffenen Arms. Um mögliche Sprachstörungen festzustellen, fordert der Helfer oder Rettungsassistent den Patienten auf, einen simplen Satz zu sprechen. Ist die betroffene Person dazu nicht in der Lage oder klingt die Sprache dabei verwaschen, gilt dies als Indiz für eine schlaganfallbedingte Sprachstörung.

Time steht für Zeit, die bei einem Hirnschlag absolut kostbar ist. Daher muss sofort ein Notarzt alarmiert werden. Besteht Verdacht, dass es sich um einen Schlaganfall handelt, ist dies der
Rettungsleitstelle unbedingt mitzuteilen. Eine weitere Option beim FAST-Test besteht darin, den Patienten die Zunge herausstrecken zu lassen. Bei einem Schlaganfall können die meisten Betroffenen dies nicht mehr

Mögliche Symptome bei einem Schlaganfall

Ein weiterer Hinweis auf einen Hirnschlag können die Symptome sein. Bei den meisten Betroffenen ist ein Gefäßverschluss innerhalb des Gehirns für den Schlaganfall ursächlich. Manchmal kann er auch
durch eine Hirnblutung hervorgerufen werden. Es sind unterschiedliche Anzeichen für einen Schlaganfall möglich wie:

+ der einseitige Verschluss eines Augenlids
+ ein herabhängender Mundwinkel
+ auf einer Körperseite auftretende Taubheitsgefühle oder Lähmungen
+ Sprachstörungen wie stockendes oder lallendes Sprechen, Wortwiederholungen, lange Pausen oder der komplette Verlust der Sprache
+ der Patient ist nicht mehr imstande, sich auszudrücken
+ eine gelähmte Gesichtshälfte
+ Störungen beim Sehen wie Doppelbilder, verschwommenes Sehen oder eine zeitweilige Erblindung
+ Verständnisstörungen
+ Probleme beim Ausdrucksvermögen
+ Abrupte Störungen des Gleichgewichts und Schwindelgefühle
+ schlagartig einsetzende intensive Kopfschmerzen
+ Bewusstlosigkeit

Diagnosestellung

Ist der Rettungsdienst eingetroffen, findet die erste medizinische Versorgung des Patienten durch einen Notarzt oder Notfallsanitäter statt. Dabei stellen sie Atmung und Puls sicher. Weiterhin werden die Häufigkeit des Herzschlags kontrolliert sowie Blutdruck und Blutzucker gemessen. Den Angehörigen werden Fragen zur Krankengeschichte des Patienten gestellt. Dabei sind auch Symptome und Risikofaktoren von Interesse. Es kann auch helfen, die Uhrzeit zum Auftraten der ersten Symptome so präzise wie möglich anzugeben.

Durch eine körperliche Untersuchung wird festgestellt, ob Sprachstörungen, Gefühlsstörungen, Lähmungen oder Bewusstseinstrübungen vorliegen. Ist der Patient ohne Bewusstsein, bekommt er vom Notarzt Sauerstoff. Auch das Legen einen Schlauchs durch die Luftröhre kann durchgeführt werden. Durch einen Zugang über die Vene erhält der Patient Arzneimittel und Flüssigkeit zugeführt.

Vom Rettungsdienst wird der Patient so schnell wie es geht in ein Krankenhaus gebracht. Idealerweise sollte die Klinik über eine Stroke Unit, eine Spezialabteilung für Schlaganfälle, verfügen. Es wird sogar empfohlen, ein Krankenhaus mit Stroke Unit auch dann anzusteuern, wenn der Anfahrtsweg etwas mehr Zeit in Anspruch nimmt. Im Krankenhaus wird diagnostiziert, welche Gehirnabschnitte vom Schlaganfall in Mitleidenschaft gezogen wurden und wie groß das Ausmaß der Beeinträchtigungen ausfällt. Durch eine Blutuntersuchung lassen sich Informationen zu Blutgerinnung, Blutbild und Entzündungswerten erhalten. Auch Blutzucker- und Cholesterinwerte werden kontrolliert.

Therapie

Im Rahmen der Notfalltherapie soll das Leben des Patienten gerettet werden. Außerdem wird für den Schutz seines Gehirns gesorgt. Nächster Behandlungsschritt ist das Wiederherstellen der Körperfunktionen, die durch den Schlaganfall beeinträchtigt wurden. Dazu findet im Anschluss meisteine Rehabilitation statt.

Selbst wenn die Beschwerden nach einem Schlaganfall rasch wieder zurückgehen, ist anschließend eine intensive Suche nach der auslösenden Ursache überaus wichtig, weil sonst ein weiterer Schlaganfall auftreten kann, der noch weitaus schlimmer als der erste ausfällt. Als häufigste Ursachen kommen Arteriosklerose und Vorhofflimmern infrage.