Cell Broadcast Alarmierung

Warnung der Bevölkerung bei Großschaden-Ereignissen soll besser werden

Der Sommer 2021 war von der Flutkatatrpohe im Ahrtal überschattet und nach wie vor sind die Schäden vor Ort noch deutlich sichtbar. Diese Notlage hat aber auch gezeigt, dass Deutschland auf solche Großschadensereignisse wenig vorbereitet ist. Vor allem die Warnung der Bevölkerung ist nur sehr schwer möglich, obwohl mittlerweile die Technik dafür zur Verfügung stände – sie wird derzeit nur in Deutschland nicht genutzt.

Konkret wird in vielen Ländern die Cell Broadcast Fähigkeit von Handys eingesetzt, um Warnmeldung schnell auf alle Geräte in einem Gebiet (in einer oder mehreren Funkzellen) zu pushen.

Die zugrundeliegenden Technik wurde bereits 1999 entwickelt. Mittlerweile unterstützt diese Technik aber auch LTE und 5G und kann daher auch in den neusten Netzgenerationen eingesetzt werden. Per Cell Broadcast können dabei SMS mit bis zu 1395 Zeichen auf alle Geräte in der Funkzelle geschickt werden auch wenn man deren Nummern nicht kennt. Durch mehrere Cell Broadcast Meldungen lassen sich auch längere Meldungen übermitteln oder auch Links schicken. Videos oder auch Bilder sind aber leider nicht möglich. Das System ist für den Notfall gedacht und setzt daher eher auf Informationen und weniger auf Design.

Zur Definition von Cell Broadcast heißt es:

Cell Broadcast kann genutzt werden, um u.a. auch Warnmeldungen an alle in einem bestimmten Abschnitt des Mobilfunknetzes befindlichen Mobilfunkendgeräte (Smartphone und konventionelles Handy) zu versenden. Der kleinste erreichbare Bereich ist durch die Reichweite einer Funkzelle gekennzeichnet. Hierfür wird eine Standardtechnologie des Mobilfunknetzes genutzt: Jedes Mobilfunkendgerät registriert sich automatisiert in der jeweils lokalen sogenannten Funkzelle, damit es einen Netzempfang über diese herstellen kann. Umgekehrt könnte der zentrale Verteiler einer Funkzelle Warnmeldungen an alle Mobilfunkendgeräte versenden. Bei Warnmeldungen über Cell Broadcast handelt es sich ausschließlich um zeichenbasierte, alphanummerische Benachrichtigungen. 

Der Vorteil hierbei ist, dass ohne Vorabprüfung alle in einem Gebiet befindlichen Personen, die ein empfangsbereites Mobilfunkendgerät bei sich führen, als Empfänger und Empfängerin einer Warnmeldung anonym erreicht werden können. Findet ein Gefahrenereignis innerhalb einer Funkzelle statt, bekommen alle betroffenen Personen, die ein empfangsbereites Mobilfunkendgerät bei sich führen, innerhalb dieser Funkzelle eine Warnmeldung in Form einer Cell Broadcast-Nachricht auf ihr Mobilfunkendgerät übersandt.

Allerdings müssen neben den Handys auch die Mobilfunk-Netze diese Technik unterstützen und daran mangelt es bisher noch. Die deutschen Netzbetreiber Telekom, Vodafone und O2 haben bisher Cell Broadcast nicht implementiert und daher fehlt bisher in Deutschland die Möglichkeit, im Katastrophenfall auf diese einfach Informationsmöglichkeit von betroffenen Bundesbürgern zurückgreifen.

Neue Mobilfunk-Warn-Verordnung definiert Pflichten für Netzbetreiber

Zukünftig soll die Benachrichtigung im Notfall besser geregelt werden und dazu sollen die Netzbetreiber ein Cell Broadcast System für den Katastrophenfall aufbauen. Bundesrat und Bundestag haben die neue Mobilfunk-Warn-Verordnung beschlossen und diese ist zum 1. Dezember in Kraft getreten. Darin ist der Aufbau und Betrieb der Infrastruktur von Cell Broadcast geregelt und auch, wer zukünftig Zugriff auf diese Technik hat um im Schadensfalls die Warnungen und Informationen an die Bevölkerung versenden zu können.

Das Bundesministerium für Wirtschaft schreibt zu den Hintergründen der neuen Verordnung: 

„Die Verordnung konkretisiert die gesetzlichen Pflichten, die Mobilfunknetzbetreiber und -diensteanbieter zur Umsetzung von Cell Broadcast künftig erfüllen müssen. Sie regelt die grundlegenden technischen Anforderungen sowie die organisatorischen Rahmenbedingungen für die Aussendung der Warnungen. … Die Mobilfunk-Warn-Verordnung hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie erarbeitet, im Einvernehmen mit dem Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat sowie dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur. Für die zügige und erfolgreiche Implementierung der Technik in den Mobilfunknetzen ist nach dem Erlass der Mobilfunk-Warn-Verordnung nur noch die Festlegung technischer Detailregelungen durch die Bundesnetzagentur erforderlich. Ein Entwurf für eine Technische Richtlinie soll in Kürze veröffentlicht werden.“

Allerdings gibt es bisher noch keinen Termin, wann die neuen Systeme einsatzfähig sein sollen. Dazu fehlt noch die grundlegende technische Richtlinie. Sobald diese zusammengestellt und veröffentlicht ist, können die Netzbetreiber daran gehen, diese Richtlinie umzusetzen.

Cell Broadcast hat Grenzen

Allerdings hat auch das neue System seine Grenzen und auch mit Cell Broadcast wird man leider nicht alle Nutzer mit einem Schlag erreichen. Dies liegt in der Technik dahinter begründet aber natürlich auch daran, wie Nutzer diese Informationen erreichen:

Cell Broadcast Meldungen werden nur an Geräte verschickt, die in der jeweiligen Funkzelle eingebucht sind. Inaktive Smartphone, Geräte ohne Simkarte oder abgeschaltete Geräte empfangen keine CB SMS und erhalten damit auch keine Warnungen.

Nach wie vor haben einige Bundesbürger kein Smartphone und setzen allein auf das Festnetz. Damit sind sie für Cell Broadcast Meldungen nicht erreichbar.

Cell Broadcast wird von den Behörden ausgelöst und auch die Informationen erfolgen von den Behörden. Daher muss auch auf dieser Ebene die Nutzung des neuen Systems implementiert werden, damit im Notfall bei der Alarmierung die Behörden auch die Informationen über den neuen Dienst heraus geben.

Die Empfänger müssen CB Meldungen auch zeitnah lesen. In der Nacht oder am späten Abend ist der Anteil von Nutzer, die auf diese SMS reagieren, damit deutlich geringer und bei Großschäden in der Nacht besteht die Gefahr, dass viele Empfänger dennoch von den Ereignissen überrascht werden.

Cell Broadcast kann also helfen, die Bevölkerung im Gefahrenfalle schneller zu warnen, die komplette Warnung aller Einwohner kann das System aber aktuell nicht leisten. Cell Broadcast muss also von anderen Maßnahmen und Informationsmöglichkeiten vor Ort flankiert werden.