Hochwasser

Richtig Handeln bei Hochwasser

Was tun, wenn das Wasser steigt?

Was früher nur Anwohner von größeren Flüssen wie Rhein oder Elbe betraf, wird infolge von Extremwetterlagen immer häufiger Realität: Wochenlange Regenfälle, die Flüsse anschwellen lassen und – mitunter innerhalb kürzester Zeit – dafür sorgen, dass sich Wassermassen durch Ortschaften wälzen. Auch dort, wo der nächste Fluss gar nicht so nahe liegt. Bäche und sogar Trockentäler verwandeln sich in reißende Wasserläufe, die Fluten gefährden nicht nur Häuser und Infrastruktur, sondern allzu oft auch Menschenleben.

Vorbereiten auf das Hochwasser

Mit entsprechender Vorbereitung tragen Sie viel dazu bei, sich bei Überflutungen zu schützen. Auch in diesem Fall können Sie Schäden nicht ausschließen, aber sie können sie minimieren und vor allem Risiken für Leib und Leben vermeiden.

Was können Sie tun?

  • Vorräte anlegen: Kaufen Sie haltbare Lebensmittel und Trinkwasser auf Vorrat, auch eine Notfall-Ausrüstung, bestehend aus einem tragbaren Radio mit Batteriebetrieb, einem Campingkocher und einer Taschenlampe ist sehr nützlich. Wenn Sie das Hochwasserrisiko entsprechend groß einschätzen, kann sich auch eine Campingtoilette lohnen. Dokumente und ähnliche wichtige Artikel können Sie in einer (am besten wasserdichten) Tasche unterbringen. Falls Sie auf Medikamente angewiesen sind, sollten Sie davon ebenfalls einen Vorrat halten. Futter für Haustiere in Reserve zu haben, ist ebenso wichtig wie Ihre eigene Lebensmittelversorgung. Und: all das gehört natürlich nicht in den Keller!
  • Geeignete Hilfsmittel gegen das Wasser besorgen: Sandsäcke, Schalbretter, auch Silikon zum Abdichten.
  • Möbel, Geräte und Material in Sicherheit bringen: Räumen Sie Ihre liebsten Stücke in höhere Räume, dazu gehören neben wertvollen Möbeln besonders Elektrogeräte. Auch Chemikalien und Gefahrstoffe sollte das Wasser nicht erreichen. Sie wohnen zur Miete? Spielen Sie die Notsituation mit den Nachbarn durch – denn Sie sind möglicherweise auf enge Zusammenarbeit mit den Bewohnern der oberen Etagen angewiesen!
  • Öltank festsetzen: Vergewissern Sie sich, dass der Heizöltank des Hauses vom Wasser nicht aufgetrieben wird. Am besten ist er fest an der Wand verankert oder aber ausreichend beschwert.
Und wenn es so weit ist?

Herzlichen Glückwunsch – das Wasser kommt, aber Sie sind gut vorbereitet. Wenn es nun losgeht, bleiben Sie vor allem immer auf dem Laufenden. Studieren Sie den Newsticker im Internet, und folgen Sie den regionalen Nachrichten und Hochwasserwarnungen.

Wenn Sie mit dem sicheren Eintreffen einer Hochwasser-Situation rechnen, sollten Sie sich frühzeitig überlegen:

  • Ob Kranke, Alte und Kinder in Ihrer Umgebung aus der unmittelbaren Einzugs-Zone des Wassers verbracht werden können und sollen. Wer kann helfen? Familie? Freunde? Kliniken? Haben Sie die erforderlichen Telefonnummern bei der Hand?
  • Ob die Evakuierung von Haustieren sinnvoll ist. Auch hier zahlt es sich aus, Hund oder Katze rechtzeitig bei Verwandten oder Freunden außerhalb der Gefahrenzone unterzubringen.
  • Wie Sie sich mit Nachbarn absprechen und Aufgaben für den Ernstfall verteilen können. Nutzen Sie die Kompetenzen und Stärken der einzelnen Personen und überlegen Sie so früh wie möglich, wer was übernehmen kann. Wie soll die Kommunikation ablaufen, falls das Telefon ausfällt und das Internet nicht mehr gewährleistet ist?

Wichtige Handlungsempfehlungen bei Hochwasser

Die folgenden Empfehlungen helfen nicht nur, schwere Sachschäden zumindest teilweise zu vermeiden – sie können auch Leben retten! Vor allen Dingen: Bewahren Sie die Ruhe.

Im Haus

  • Dichten Sie als Erstes die Türen und Fenster bestmöglich ab.
  • Wenn Sie erste Abdichtungsmaßnahmen ergriffen haben, räumen Sie tiefgelegene Räume, beispielsweise Keller, so weit wie möglich aus.
  • Schalten Sie alle Elektrogeräte und Heizungen überall in tiefgelegenen, gefährdeten Räumen aus. Schaffen Sie nach Möglichkeit tragbare Geräte in höhere Etagen.
  • Wenn möglich, schalten Sie die Sicherungen für tiefer gelegene Etagen vollständig ab.
  • Verfügt Ihr Keller über Rückstauklappen? Prüfen Sie, dass die auch wirklich funktionieren (am besten bevor ein Hochwasser-Notstand eintritt…)

Im Auto und unterwegs

  • Tiefgaragen und Unterführungen können bei Hochwasser zur Falle werden. Betreten Sie die Tiefgarage nicht mehr, wenn das Hochwasser einsetzt, und fahren Sie auf keinen Fall durch Unterführungen.
  • Auch das Passieren überfluteter Straßen sollten Sie besser lassen, denn Ihr Motor kann dabei Totalschaden erleiden, wenn er mit Wasser in Berührung kommt. Gleiches gilt für den Starter. Falls Ihr Fahrzeug bei einer Hochwasser-Situation bis über die Höhe der Räder im Wasser gestanden hat, sollten Sie es später zu einer Vertragswerkstatt abschleppen lassen, um auf mögliche Schäden zu checken.
  • Anderen helfen – die eigene Sicherheit bedenken
  • Wenn Sie anderen beistehen, ist das lobenswert. Gehen Sie dabei mit Bedacht vor und gefährden Sie sich nicht selbst.
  • Kinder, Kranke, Hilfsbedürftige, auch Tiere sollten am besten in Sicherheit gebracht werden, bevor das Wasser ernst macht.
  • Sind die Straßen in der Umgebung überflutet, sollten Sie es vermeiden, zu Fuß oder in Booten „Ausflüge“ zu machen. Sie können Hindernisse unter Wasser und Gefahren etwa durch Stromleitungen nicht abschätzen!
  • Halten Sie sich von Uferbereichen, aber auch von Straßenrändern in Hanglagen fern – sie können unterspült sein und bei der geringsten Belastung wegbrechen.
  • Wenn bereits Einsatzkräfte vor Ort sind, befolgen Sie deren Anweisungen und respektieren Sie die Absperrungen.

Denken Sie daran: Wenn Sie sich selbst gefährden, muss ohnehin knappes Einsatzpersonal sich auch noch um SIE kümmern!

Was tun nach dem Hochwasser?

Wenn das Hochwasser langsam zurückgeht, ist es Zeit für eine Bestandsaufnahme, Bergungs- und Aufräumarbeiten.

  • Beseitigen Sie Wasser und Schlamm aus den unteren Etagen im Haus. Sichten Sie die Schäden und machen Sie sobald wie möglich Fotos für die Versicherung – von allen Seiten, und unter Anlegen eines Maßbandes oder Zollstocks, wo nötig.
  • Wenn es notwendig ist, Kellerräume auszupumpen, müssen Sie damit warten, bis der Grundwasserspiegel hinreichend absinkt, da Sie sonst die Fundamente beschädigen können. Nähere Informationen zum Wasserstand erhalten Sie in der Regel von der Stadt oder Gemeinde, in der Sie leben.
  • Beginnen Sie so bald wie möglich, die Räume mit speziellen Heizgeräten oder Lüftern zu trocknen. Die Geräte können gemietet werden – denken Sie daran, dass sie in den Tagen nach einem Hochwasser extrem gefragt sind!
  • Elektrische Leitungen und Heizöltanks sollten Fachleute prüfen – falls Sie denken, dass das notwendig ist, gilt dies auch für die Statik Ihres Hauses.
  • Beschädigte Möbel müssen auf die Deponie, verdorbene Lebensmittel oder Anbauprodukte aus überschwemmten Gebieten müssen ebenfalls sachgerecht entsorgt werden. Essen Sie nichts aus dem Garten, wenn er überschwemmt wurde!
  • Wenn das Hochwasser Schad- oder Gefahrstoffe freigesetzt und verteilt hat, ist die Feuerwehr zuständig, bei landwirtschaftlichen Nutzflächen das Landratsamt.

All das bringt Arbeit mit sich – keine Frage! Wenn Sie vorgesorgt und während des Hochwassers kühlen Kopf bewahrt haben, können Sie dennoch erleichtert sein. Es hätte nicht nur schlimmer kommen können, sondern es wäre mit Sicherheit schlimmer gekommen!