Alarmierungsstufen:

Wie Einsatzkräfte einen Massenanfall von Verletzten klassifizieren

Wenn aufgrund von Unfällen, Seuchen, Bränden oder anderen Großschadenslagen zahlreiche Verletzte versorgt werden müssen, sprechen Einsatzkräfte von einem Massenanfall von Verletzten oder kurz von MANV. Für die Ersthelfer und alle im Folgenden eintreffenden Einsatzkräfte bedeutet dies, dass ein größerer, mitunter sehr großer Personenkreis nicht nur medizinisch versorgt werden muss. Die Versorgung muss auch auf strukturierte Weise erfolgen.

Dabei helfen Alarmierungsstufen. Sie geben den Ersthelfern schon beim Ausrücken einen Eindruck, was sie am Unglücksort erwartet.

Alarmierungsstufen nach Personenzahl

Die sogenannten MANV Stufen werden abhängig davon vergeben, wie viele Personen maximal zu versorgen sind. Die Zahlen sind nicht verbindlich, sondern können sich – auch innerhalb der Bundesrepublik – regional unterschieden. Es werden vier Stufen vergeben, die den Ersthelfern eine Einschätzung der Lage und der sich daraus ergebenden weiteren Schritte erleichtern.

Von einem Massenanfall von Verletzten spricht man ab mindestens fünf zu versorgenden Personen. Dementsprechend ist die niedrigste denkbare Stufe MANV 5.

MANV 7

MANV 15

MANV 25

MANV 30

MANV 50

5 bis 7
Verletzte

bis 15
Verletzte

bis 25
Verletzte

bis 50
Verletzte

mehr als 50
Verletzte

Neben der Versorgung der Verletzten müssen überdies unverletzte Personen am Einsatzort ebenfalls betreut werden.

Sichtkategorien zur Bewältigung des Aufkommens

Anhand der Alarmierungsstufe können sowohl die regionalen Helfer als auch überregionale Einsatzkräfte sofort erkennen, mit wie vielen Patientinnen und Patienten sie rechnen müssen. Einmal am Einsatzort, dient eine weitere Klassifizierung in Sichtungskategorien der strukturierten Versorgung der verletzten Personen. Das Verfahren, vor jeder medizinischen Betreuung die Verletzten zunächst anhand der Schwere der Verletzungen zu klassifizieren, stammt eigentlich aus dem militärischen Bereich, hilft aber auch bei einer Großschadenslage. Denn so können Einsatzkräfte zielführend und nutzbringend dort verteilt werden, wo sie eine maximale Leistung erbringen.

Unterschieden wird zwischen den folgenden Sichtungskategorien, die hier mit ihrer durchschnittlichen Verteilung am Einsatzort angegeben sind:

SK I     Kennfarbe rot     sofortige Behandlung    15 % der Fälle

SK II     Kennfarbe gelb     dringliche Behandlung     20 % der Fälle

SK III     Kennfarbe grün     nicht dringliche Behandlung     60 % der Fälle

SK IV     Kennfarbe blau     hoffnungslos, palliative Versorgung     5 % der Fälle

Zusammengenommen erlauben die Alarmierungsstufen und die Sichtungskategorien eine zumindest annähernde Kalkulation des Versorgungsbedarfs, der auch die erforderlichen Krankenhauskapazitäten zur Aufnahme und Behandlung der Verletzten mit einbezieht. Schon kurze Zeit nach dem Alarm können diese Kapazitäten mit den erreichbaren Kliniken abgestimmt und entsprechende Transporte organisiert werden.

Das durchdachte System der Alarmierungsstufen ist also ein ideales erstes Tool, um Einsatzkräften den Überblick über die Lage und die Beherrschung der Situation ab dem ersten Schritt zu sichern.